Karol Jan Szlenkier (Szlenker)

 

(1839-1900), Industrieller.
Die Familie Schlenker war Ende des 18. Jahrhunderts von Thorn nach Warschau gezogen, um 1700 war sie aus dem Schwarzwald eingewandert. Sein Onkel Franciszek Ksawery Szlenkier nahm am Januaraufstand 1863/64 teil. Seine Eltern waren Jan Karol, der gemeinsam mit seinen Brüdern im Warschauer Stadtteil Praga eine Gerberei gegründet hatte, und Anna Szlenkier, geb. Temler. 1846 wurde das Unternehmen in die Leszno-Straße Ecke Żelazna-Straße verlegt. Karol Jan Szlenkier übernahm im Alter von 19 Jahren die Fabrik von seinem Vater und erweiterte die Produktion. Als Erster importierte er Leder von Zebus aus Indien. 1871 wurde sein Bruder Jan Józef Mitgesellschafter und die Firma in „Gebrüder Szlenkier” umbenannt. Unabhängig von der Fabrik in Warschau baute Karol Jan eine Gerberei in Berdyczów (heute Ukraine) auf, die bald die Produktionsmenge der ursprünglichen Fabrik übertraf. Im Jahr 1889 gründete er das Unternehmen „Gardinen-, Tüll- und Spitzfabrik Szlenkier, Wydżga und Weyer” in der Dzielna-Straße. Auch dieses Unternehmen war erfolgreich und properierte bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Szlenkier führte in seinen Betrieben eine fortschrittliche soziale Absicherung ein, z. B. Renten- und Krankenversicherung. 1880 organisierte er eine dreijährige Schule für die Kinder seiner Arbeiter, die später in die Górczewska-Straße umzog. Er engagierte sich für die Errichtung öffentlicher Einrichtungen. Auf einem Grundstück am Zielony-Platz (heute Dąbrowski-Platz) erbaute er nach den Plänen von Franciszek Lanci – polnischer Architekt italienischer Abstammung – ein Wohnpalais. Heute ist dort die italienische Botschaft untergebracht. Die Bauarbeiten leitete Kazimierz Granzow, die Malerarbeiten führte Wojciech Gerson aus. Szlenkier war verheiratet mit Maria Zenobia Grosser (1850–1913), die sich in sozialen Projekten engagierte. Dank des Vermögens der Familie zeigte dieses Engagement schnell sichtbare Erfolge: Sie unterstützten u.a. das Kinderheim in der Oboźna-Straße und das Kinderkrankenhaus in der Leszno-Straße. Die Tocher Zofia Szlenkier gehörte zu den zwei ersten Polinnen, die mit dem Ritterkreuzorden Polonia Restituta ausgezeichnet wurde. Die dritte Tochter Maria Anna kam 1940 in einem deutschen Lager in Łódź ums Leben. Der einzige Sohn, Karol Stanisław Szlenkier, war Physiker und wurde in den ersten Tag des Warschauer Aufstandes 1944 in der Szuch-Allee von den Deutschen ermordet. Karol Jan Szlenkier starb am 13. Juli 1900 und ruht gemeinsam mit seiner Frau auf dem evangelisch-augsburgischen Friedhof.

[Quellen: Jan Szturc, Ewangelicy w Polsce. Słownik biograficzny XVI-XX w., Bielsko Biała 1998; Eugeniusz Szulc, Cmentarz Ewangelicko-Augsburski w Warszawie. Zmarli i ich rodziny, Warszawa 1989]