Pal

 

Die polnische Linie der Familie Pal (Pahl) stammt wahrscheinlich aus Norddeutschland und ließ sich um 1800 in Koło in Großpolen nieder. Anschließend zog sie nach Leslau (Włocławek) und 1907 nach Warschau. Der Familienname wurde zwar mit „h“ geschrieben, doch der Firmenname wurde ausschließlich in der polnischen Schreibweise – ohne „h“ – benutzt. Der erste Vertreter der Familie in Warschau war Ferdynand Adolf Pahl (geb. 1887). 1908 kaufte er im Stadtteil Praga in der Wołowa-Straße eine kleine Schuhcremefabrik, die von da an unter dem Namen „Chemieproduktefabrik F. A. Pal ‚Dobrolin‘“ firmierte. 1914 wurde sie in die Grzybowska-Straße in gemietete Räumlichkeiten der Brauerei „Haberbusch und Schiele“ verlagert. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Fabrik von den Deutschen konfisziert. Ab 1921 war sie eine familiäre Anteilsgesellschaft, der die Brüder von Ferdynand - Gustaw und Oskar Pahl - beitraten. 1927 wurde die Fabrik in neue Räumlichkeiten in die Wolska-Straße 157/159 verlagert, die der Familie gehörten. Unter anderem wurden Schuhcreme und Bohnerwachs in mehreren Arten und Farben, das Waschmittel „Mytol“, das Reinigungspulver „Fors“, die Reinigungsflüssigkeit „Piecobłysk“, Terpentin, Fliegenfänger und das Insektenpulver „Sam“ produziert. 1935 verstarb Ferdynand Adolf Pahl und sein jüngster Bruder Gustaw wurde Direktor.


Indem die Firma neue Produkte auf den Markt brachte, die sowohl im In- als auch im Ausland Erfolg hatten, entwickelte sie sich sehr dynamisch weiter. Sie wurde ständig modernisiert und erweitert und dominierte den Warschauer und den gesamten polnischen Markt. Die meisten Produkte wurden ausschließlich aus inländischen Rohstoffen hergestellt. Bei der Verteidigung Warschaus im September 1939 ordnete Gustaw Pal nach Abstimmung mit den militärischen Behörden an, Fässer mit leichtbrennbaren Flüssigkeiten (Terpentin) hinauszurollen. Sie wurden angezündet und hielten den Angriff deutscher Panzer vom Stadtteil Wola aus für längere Zeit auf. Gustaw Pal verhielt sich auch im Warschauer Aufstand vorbildlich. Als die Deutschen den Stadtteil pazifizierten, wurden die Fabrikarbeiter dank seiner Intervention gerettet. Nach dem Krieg wurde die kaum zerstörte Fabrik, dank des Engagements der ganzen Familie und der treuen Mitarbeiter aus der Vorkriegszeit, wieder in Betrieb genommen. Die Firma „Dobrolin“ unterstützte mit sehr hohen Summen den Wiederaufbau Warschaus, dabei insbesondere der Schulen sowie Waisen- und Pflegeheime.


Im Januar 1946 wurde das Nationalisierungsdekret erlassen. Die Fabrik konnte die Kriegsschäden immer weiter abbauen und Gustaw Pal blieb Direktor – bis zur Verstaatlichung am 31. Dezember 1948. Die Firma wurde kurzzeitig von der Fettindustrie übernommen, bis die Produktion eingestellt wurde. Die Maschinen und Rohstoffe wurden abtransportiert, die Gebäude übernahm die Federfabrik „PZL“ Warschau. Der Versuch, die Firma 1957 in der Zbarska-Straße im Stadtteil Ochota zu reaktivieren, ist leider misslungen. Die früheren „Dobrolin“-Gebäude stehen heute nicht mehr, die Baufirma Dantex hat dort die Wohnsiedlung Dobrolin Warschau-Wola errichtet.


In Warschau leben mehrere Nachkommen der „Dobrolin”-Gründer: Gustaw Pals Tochter Lilianna Rondio (geb. Pal) und sein Enkel Krzysztof Pal sowie die Enkeltöchter Ferdynand Adolf Pahls – Jolanta Pawlik und Lidia Światopełk-Zawadzka. (JP)
 

 

Ferdynand Adolf Pahl, Gründer der Chemieproduktefabrik „Dobrolin”, später Miteigentümer, Pionier der polnischen Chemieindustrie. JP

 

Die Gebrüder Pahl: Ferdynand Adolf, Gustaw (1894–1990) und Oskar (1889–1951), Miteigentümer von „Dobrolin”. JP

 

Ferdynand A. Pahl mit Frau und Kindern in Grybów bei Krynica Górska. Die Tochter hält in ihren Händen das Modell eines von ihrem Vater gebauten...

 

Ferdynand Adolf Pahl mit seiner Ehefrau Helena und einer Cousine vor der Willa „Zur Eiche“ in Konstancin, 1934. JP

 

Die Kinder von Ferdynand Adolf Pahl in den Ferien in Konstancin, 1930. JP

 

Weihnachten im Haus der Familie Pahl, 1938. JP

 

Modell der „Chemieproduktefabrik ‚Dobrolin‘ F.A. und G. Pal“, 1925. JP

 

Firmenwagen mit dem Logo „Dobrolin”. JP

 

Lebende Reklame für „Dobrolin“ auf einer Warschauer Straße, 1938. NAC

 

 

Straßenschuhputzer mit Reklame der Firma „Dobrolin”, 1930. NAC

 

Schachtel mit Fußbodenpolitur mit dem Firmenlogo: Kopf eines Ziegenbocks im Kreis, 1920-1939. JP

 

Schachtel mit Fußbodenpolitur mit dem Firmenlogo: Kopf eines Ziegenbocks im Kreis, 1920-1939. JP

 

Schachtel mit Fußbodenpolitur mit dem Firmenlogo: Kopf eines Ziegenbocks im Kreis, 1920-1939. JP

 

 

Danksagung der „Dobrolin”-Beschäftigten an Gustaw Pahl für ihre Rettung vor dem Wola-Pogrom in den ersten Tagen des Warschauer Aufstandes, 1945. JP

 

Stand mit Produkten der Firma „Dobrolin”, 1947. JP

 

 

Polnisches Amtsblatt: Terminverkündigung des Übernahmeprotokolls der Chemieproduktefabrik „Dobrolin”, 1947. JP