Zofia Regina Szlenkier

 

(1882-1939) war Krankenschwester, Philantropin, Gründerin des Karol und Maria-Kinderkrankenhauses in Warschau, Initiatorin und Direktorin der Warschauer Krankenpflegeschule, Pionierin der nicht konfessionellen Krankenpflege in Polen.

 

Zofia Regina Szlenkier wurde am 7. September 1882 als Tochter von Karol Jan (1839-1900) und Marina Zenobia von Gosser (1850-1913) geboren. Ihr Vater war ein hervorragender Unternehmer, er führte Gerbereien in Warschau und Berdytschiw sowie eine Kurzwarenfabrik. Auf diese Unternehmungen gründete sein bedeutendes Vermögen. Schulbildung im Bereich der Grund- und Mittelstufe erhielt Zofia zuhause, danach studierte sie – als Gasthörerin – Medizin an der Universität in Genf und absolvierte das Krankenpflegeseminar bei Florence Nightingale in London. Nach der Rückkehr in ihre Heimat erwarb sie etwa 20 Hektar Land in Wiązowna (neben Otwock), mit dem Ziel, dort ein Kindersanatorium zu errichten. Unter dem Einfluss des herausragenden Kinderarztes Dr. Józef Polikarp Brudziński änderte sie ihre Pläne und entschied, in Warschau das erste moderne Kinderkrankenhaus zu gründen. Das Haus wurde 1913 eröffnet und war mit 557.000 Rubeln erbaut worden, die Zofia geerbt hatte. Es befand sich in 19 modern gestalteten und ausgestatteten, freistehenden Pavillons, die auf Parzellen in folgenden Straßen untergebracht waren: Leszno, Żytnia und Karolkowa. Das Hospital wurde nach den Eltern der Gründerin benannt und der Warschauer Verwaltung zur kostenlosen Nutzung übertragen. Zofia übernahm die Funktion einer Kuratorin, sie beschäftige sich mit finanziellen und wirtschaftlichen Fragen. Mit der Kinderpflege wurde – was zu dieser Zeit neu war – eine Gruppe säkularer Krankenschwestern betraut, von denen Zofia einen Teil auf eigene Kosten für den neuen Beruf ausbildete. Das Karol und Maria-Kinderkrankenhaus war das erste Hospital in Warschau, das über eine vollständige Krankenpflegebetreuung verfügte. Es war für alle Kinder vorgesehen und es herrschte das Verbot, jemanden aufgrund von Rasse oder Religion zu diskriminieren. Während des ersten Weltkrieges organisierte Zofia ein temporäres Hospital für verletzte Soldaten in den Räumlichkeiten der Karol Szlenkier-Handwerksschule. Sie war Rätin der Abteilung Krankenhauswesen und Wohltätigkeit im Warschauer Bürgerkomitee, wo sie zu dieser Zeit vorstädtische Ambulanzen organisierte und in Ordnung brachte. Zofia war außerdem Initiatorin und Mitbegründerin der Warschauer Krankenpflege-Schule, die 1921 eröffnet wurde. Von 1928-1936 war sie in diesem Haus Direktorin, unter ihrer Führung erreichte die Schule ein hohes Niveau und wurde zum Muster für andere Häuser dieser Art in Polen und im Ausland. Sie engagierte sich in vielen sozialen Organisationen, in denen sie unterschiedlichste Rollen einnahm: sie war Gründerin der Polnischen Krankenhaus-Gesellschaft und eine der Initiatorinnen der Vereinigung Katholischer Krankenschwestern Polens, Mitglied im Warschauer Krankenhausrat, Vorsitzende der Internationalen Florence-Nightingale-Kommission, Ehrenmitglied der Polnischen Berufskrankenpfleger-Gesellschaft und nahm an der Ausarbeitung des Gesetzes über die Krankenpflege im Jahr 1935 sowie an seiner Erneuerung zwei Jahre später teil. Um ihre Wohltaten zu würdigen, zeichnete sie die Regierung der Zweiten Polnischen Republik folgendermaßen aus: mit dem Orden Polonia Restituta, dem Goldenen Verdienstkreuz und dem Offiziers- und Kommandeurskreuz des Ordens Polonia Restituta, vom Internationalen Roten Kreuz mit der Florence-Nightingale-Medaille sowie vom Papst mit der Medaille Pro Ecclesia et Pontifice. Der Stadtpräsident Warschaus verlieh ihr außerdem den Titel Ehrenbürgerin der Hauptstadt. Zofia Regina Szlenkier starb am 2. November 1939. Sie wurde auf dem Powązki-Friedhof beerdigt. Sie hatte nie eine eigene Familie gegründet. Heute ist sie Patronin mehrerer medizinischer Schulen im ganzen Land.  

 

[Nach: Krzysztof Oktabiński: Auf den Spuren der Philantropen. Studien über die Familie Szlenkier und ihre Villegiatur vor Warschau im 19. Und 20. Jahrhundert. Warschau 2007, -Polnisches Biographisches Wörterbuch.]